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Das Leben der Anderen - Eine DDR jenseits der Sonnenallee

Das Leben der Anderen
Das Leben der Anderen - Eine DDR jenseits der Sonnenallee

Ich bin zu jung, um 1989 den Fall der Mauer wirklich verstanden zu haben. Seltsam knatternde Autos im Fernsehen und bunt besprühte Betonbrocken, die damals ein Klassenkamerad aus Berlin mitbrachte, sind die einzigen Erinnerungen, die ich an diese für mein Land so wichtige Zeit habe. Irgendwann kamen dann zwei Brüder von irgendeinem "Drüben" in unsere Klasse, die mir etwa so vorkamen, wie man sich als Kind die Kinder vorstellt, für die man an Weihnachten sein altes Spielzeug spendet. Mit Ledertasche statt Scout-Schulranzen und trotz - oder gerader wegen - ihrer schreienden Farbtönen so traurig farblos wirkenden Windjacken.

Nach einer Welle von Ostalgie-Filmen in den vergangen Jahren (Sonnenallee [1999], NVA [2005], Good Bye, Lenin! [2003], Liegen lernen [2003]), ist Das Leben der Anderen ein erfrischend spreewaldgurkenfreier Film. Die DDR war eben nicht nur real existierender Sozialismus, Honecker-Witze und ein Paradies für romantische Lebenskünstler, wie es Boje Buck Filme so liebenswert zeigen. Nein, die DDR war je nach Definition auch eine Diktatur mit Berufsverboten, einer enormen Propagandamaschine und einem paranoiden Feindbild.

In seinem Debütwerk zeigt Florian Henckel von Donnersmarck eine DDR, die nahezu ohne Klischees auskommt, keine Gurken, kein Marx, Engels und Lenin, keine Hammer-und-Zirkel Flaggen. Vielmehr ein Künstlerpaar, ein die zwei überwachendes Stasi-Team und schließlich einen sich während des Films langsam wandelnden Stasi-Hauptmann Gerd Wiesler, der völlig ruhig inszeniert wird und dadurch stahlhart und doch gleichzeitig so verzweifelt wirkt. Der Film überrascht nicht so sehr durch seine Handlung, es sind eher die nahezu tragisch-komischen Zitate, die den Film auszeichnen (Wiesler in einer Kneipe zu der Künstlerin, die er überwacht: "Ich bin Ihr Publikum.", oder, als er sich das ihm [Deckname HGW XX/7] gewidmete Buch kauft, auf die Frage, ob es als Geschenk einzupacken sei: "Nein. Es ist für mich.").

Eine Hommage an das Gute im Menschen, ein Film für alle, die den Glauben an die Menschheit noch nicht verloren haben.

Und über uns im schönen Sommerhimmel
War eine Wolke, die ich lange sah
Sie war sehr weiß und ungeheuer oben
Und als ich aufsah, war sie nimmer da."


Image from spiegel.de